Old Hollywood (die Zeit zwischen 1910 bis Ende der 1960er Jahre) hebt sich vom Rest Hollywoods durch die Organisation des so genannten Studiosystems ab. Da gab es ausschließlich die großen Studios und die hatten die Schauspielerinnen und Schauspieler unter Vertrag wie jedes andere Unternehmen eben auch. Es war ein sehr großer Apparat, der an der Illusion des Films und der Stars arbeitete. Und dieses Konzept hat einige der größten Stars, die wir kennen, hervor gebracht – von Marlene Dietrich und Greta Garbo, über Judy Garland und Lucille Ball, Marilyn Monroe und Doris Day bis hin zu Audrey Hepburn,  Elizabeth Taylor und Jean Harlow. Und mit Jean Harlow möchte ich mich noch etwas mehr befassen.

Zu allererst: Jean Harlow war die erste Hollywood-Blondine – und diente damit späteren Hollywood-Größen wie Marilyn Monroe, Mae West oder Mamie von Doren als Vorbild. Jean Harlow hatte ein sehr prägnantes Image. Vermutlich jeder denkt bei Jean Harlow an extrem hohe, gebogene Augenbrauen, stark getuschte Wimpern, an unglaublich enge weiße Satinkleider und wunderbar frisiertes platinblondes Haar. Es hat sich so bei uns eingeprägt, dass man es sogar als Faschingskostüm nehmen kann. Warum ist das so? Weil sie und das Studiosystem aus dem einfachen hübschen Mädchen, das Jean war, einen Star mit einem starken Image gemacht haben. Heute redet man ja so gerne von der “Marke” und dem Markenimage. Und Jean Harlow war auch eine Marke – mit einem Markenversprechen, einer Markenverpackung, Markenwerten, Markensprache. Wir Menschen sind relativ einfach gestrickt – wir wollen es einfach haben, bei unseren Stars wie auch bei unseren Getränken oder unserer Eiscreme. Jean Harlow war nicht Jean Harlow – Jean Harlow wurde gemacht. 

In Hollywood wurden Stars damals tatsächlich gemacht – Haarlinien wurden versetzt, Haare gefärbt, Leberflecken entfernt, Augenbrauen abrasiert oder verändert, Zähne wurden überkront, die Art von Rollen wurde vorherbestimmt und die Kleidung wurde von Kostümdesignern auf die Person und den Körper perfekt abgestimmt. Es war wie gesagt eine Star-Maschinerie. Aber sie funktionierte. So wurden echte Stars gemacht – unantastbar und wunderschön. Das System kreierte was die Massen wollten. 

Und deshalb sind die Stars des Old Hollywood meines Gefühls nach die “echten Stars” – sie waren larger than life. Sie waren nicht mehr sie selbst. Sie waren eine überspitzte Version von sich selbst. Das, was sie mitbrachten, wurde herausgefeilt, betont oder vertuscht. Joan Crawford hat Kostüme auf ihren Körper geschneidert bekommen und die gesamte Mode der 1930er mitbestimmt,  da ihre breiten Schultern kaschiert werden mussten, Jean Harlow hatte ihre im schrägen Fadenverlauf geschnittenen Satinkleider, die jede Kurve nachzeichneten. Elizabeth Taylor hatte ihr unglaublich schmale Taille. Rita Hayworth wurde die legendäre Femme Fatale, nachdem sie ihre natürlichen schwarzen Haare rot gefärbt hatte. Es wurde ein perfekter Cocktail gemixt, der die Massen an Kinozuschauern bewegte – im wahrsten Sinne: Nämlich an die Kinokassen.

Aber was hat das jetzt mit Dir zu tun? Sollst Du jetzt Deine Haare färben, Deine Zähne abschleifen lassen oder einen Schneider beauftragen? 

Nun, ja – wenn Du willst, na klar. Aber ansonsten: Natürlich nicht. 

Die eigentliche Message: Du musst denken wie ein Studioboss – nein, vielmehr wie das ganze Studio. Spricht: Stell Dir vor Du bist Studioboss, Produzentin, Regisseurin, Kostümdesignerin, Set-Designerin, Stylistin und Hauptdarstellerin im Blockbuster Deines Lebens. Zum einen: Wie cool ist das? Und zum anderen: Ran an die Arbeit! 

Studioboss

Was ist das Ziel? Die Studiomaschinerie wollte einen Star. Jemanden, der anderes ist als die anderen. Eine Jean Harlow – die erst später von Marilyn Monroe, Mamie van Doren und anderen kopiert wurde. Eine Esther Williams – die einzige schwimmende Leading Lady von Hollywood. Eine geheimnisvolle Greta Garbo. Eine feurige Rita Hayworth. Damit sollte Geld eingespielt werden, viel Geld. Aber was ist Dein Ziel? Viel Geld? Eine andere Karriere? Die Selbständigkeit? Definiere genau, wohin Dein Weg gehen soll. 

Marketing

Welches Markenimage soll Dir also verpasst werden? Hier kannst Du darüber nachdenken, welche Werte Du verkörpern möchtest. Bist Du jemand, der Freiheit liebt oder lieber Sicherheit? Bist Du eher lebensfroher Hippie oder konservative Upper Class? Laut, bunt und quirlig oder gediegen, monochrom und elegant? Was ist Dein Markenversprechen? Dass jeder in Deiner Nähe seine Verrücktheit ausleben darf und kann und soll? Oder dass sich alle bei Dir wie bei einem Ort der Ruhe ausruhen können? Bist Du immer für einen Spaß zu haben oder lieber jemand, der in ruhigen Gesprächen zuhört? 

Stylistin

Die Stylistin fragt sich: Wie können wir Haare und Make-up verändern, um dieses Markenversprechen zu versinnbildlichen? Das darfst Du Dich nämlich dann fragen. Gibt es Frauen, zu denen Du aufblickst, die ein ähnliches Markenimage verkörpern? Welchen Look haben die? Was gefällt Dir denn spontan? Was würdest Du gerne ausprobieren? 

Kostümbildnerin

Die Kostümbildnerin fragt sich: Welcher Look passt hier? Welche Farben? Welche Schnitte? Verändern die sich? Wie unterstreichen sie den Charakter? Was passt zu Dir und Deinem Markenversprechen?

Set-Designerin

Die Set-Designerin fragt: In welchem Setting kann man die Geschichte der Protagonistin, also der Hauptdarstellerin ohne Worte am Besten erzählen? Wie sieht Deine Wohnung aus? Dein Auto? Dein Büro? Dein Schreibtisch? Sind es Samtmöbel in einem Altbau oder minimaoistischer Stil in einem umgebauten Fabrik-Loft?

Drehbuchautorin

Die Drehbuchautorin fragt sich wie sie das Drehbuch schreibt: Was ist es für eine Geschichte? Die Geschichte eines Opfers oder das einer Heldin? Lässt die Hauptdarstellerin sich von den Schwierigkeiten in ihrem Weg aufhalten oder wird sie dadurch nur stärker? Ist sie lustig? Wie geht sie mit den Situationen um? Hat die Geschichte ein Happy-End? Ist es eine Komödie, ein Drama oder ein Action-Film? Du kannst das Skript Deines Lebens schreiben – und Du kannst alles, was bisher in Deinem Leben geschehen ist zu Deiner Heroine Journey machen, zu etwas, was Dich für den Weg vorbereitet. Du kannst Dich zu der Heldin Deines Lebens machen und Dein Happy End schon jetzt festlegen. 

Regisseurin

Die Regisseurin fragt sich: Wie inszeniere ich den Film? Wie werden Situationen dargestellt, welche Musik, welche Belichtung? Re-inszeniere Deine Vergangenheit. Mach es für dich vorstellbar. Inszeniere Deine Zukunft. Wie sieht sie aus, wie siehst Du darin aus? Du selbst hast es in der Hand Deine Geschichte, Deine Erfolge, Deine Verluste, Deine Missgeschicke für Dich so zu verpacken, dass es Sinn ergibt, dass es für Dich eine kraftvolle Inszenierung eines Meisterwerks wird. 

Produzentin

Die Produzentin: Wo investiere ich? Wo bekomme ich den größten ROI (Return of Investment)? Was macht am Anfang Sinn, was später? Was bringt mich jetzt am Weitesten? Welche Investitionen wirst Du in Dich machen? Was wird diesen Film, Deinen Film des Lebens noch wertvoller machen? Neue Garderobe? Neue Ausbildung? Selbständigkeit? Reisen? Neuer Job? Neue Stadt? Neuer Partner? Haarschnitt? 

Hauptdarstellerin

Die Hauptdarstellerin fragt sich: Wie spiele ich die Rolle? Was denkt und fühlt eine solche Person? Wie Handelt sie? Wie spricht sie? Wie verhält sie sich anderen gegenüber? Wie kann ich diesen Part spielen, dass ich so authentisch und glaubhaft wie möglich bin? Verkörpere diese Heldin, diese Hauptrolle bis in die letzte Faser. 

Das bedeutet allerdings nicht, dass Du perfekt sein musst. Dass Du frenetisch ein Markenimage ausklamüsern musst. Aber sei Dir darüber im Klaren, dass Du so viel bestimmen und beeinflussen kannst. Du hast so unglaublich viel Entscheidungsspielraum. Und dieses Beispiel zeigt Dir wie viele verschiedene Perspektiven es gibt. 

Sei einfach mal launig und überlege Dir, welche Art von Star würdest Du sein wollen? Was würde zu Dir passen? Was würde Dir einfach leicht fallen? Ich finde das ist eine ganz wunderbare Art der Tagträumerei und kann Dich sehr weit bringen.

Um Dir dabei etwas weiter zu helfen, habe ich ein Workbook erstellt, das Dir helfen kann, genau diesen Prozess zu durchlaufen und Dein eigener Star in Deinem Blockbuster-Leben zu werden. Schau mal rein – es ist kostenlos und kann Dir helfen, den Star in Dir heraus zu locken. Und wer möchte das nicht 🙂