Hollywood mal anders: Natacha Rambova

Nachdem ich das letzte mal über die Starmaschinerie in Old Hollywood gesprochen habe und was das mit Deinem Leben zu tun hat, komme ich heute auf jemanden zu sprechen, der zwar mit Old Hollywood zu tun hatte, aber nicht Objekt der Maschinerie wurde. Und zwar ist das Natacha Rambova.

Die Kurzfassung: Sie war unglaublich inspirierend und hat sich in keinerlei Box pressen lassen.

Sie hat mit 17 Jahren gegen den Willen ihrer Eltern eine Ausbildung zur Tänzerin beim Russian Imperial Ballet in New York begonnen und ist mit ihrem Lehrer, dem 15 Jahre älteren Theodore Kosloff eine Beziehung eingegangen. Zu diesem Zeitpunkt ist aus der aus Utah stammenden Winifred Kimball Shaughnessy die russisch anmutende Natacha Rambova geworden. Sie folge Kosloff nach Los Angeles, als dieser in Hollywood ein Engagement bei Cecil D. Mille erhalten hatte als Kostümdesigner. Allerdings war es nicht Kosloff, der die gesamte Recherche und die Skizzen machte, sondern Rambova. 

Ihr Talent wurde entdeckt als sie bei einer bekannten russischen Filmemacherin, Alla Nazimova die Entwürfe präsentierte und auf Anweisung sofortige Änderungen an den Skizzen machen konnte. Nazimova heuerte sie sofort an und daraufhin startete Rambova ihre Karriere als Kostümdesigerin in Hollywood. Sie wurde sehr erfolgreich, galt als eine der Großen in der 1920er Ära und half mit den Stil einer ganzen Ära zu definieren. 

Sie versuchte sich als Schauspielerin, traf dabei Rudolpho Valentino, DEN Mann im damaligen Hollywood und heiratete ihn schließlich auch. Doch das Ganze nahm leider kein gutes Ende. Er wollte, dass sie zuhause blieb, Hausfrau und Mutter wurde. Tat sie aber nicht. Von ihr kam der Spruch: Ein Zuhause und Babies seien ganz wundervoll, aber man können sie nicht zeitgleich mit einer Karriere haben. Und sie entschied sich für ihre Karriere. Da fing es an in der Ehe zu kriseln. Und die Filme, die Valentino während der Ehe drehte, wurden Flops. Ganz Hollywood fing an, Rambova dafür verantwortlich zu machen, weil sie zu viel Macht auf ihn ausübe. Dies alles führte dazu, dass die beiden ihre Ehe beendeten. Rambova, die genug hatte von Hollywood ging zurück nach New York und eröffnete eine Couture-Boutique, in der sie selbstentworfene Kleider und Schmuck verkaufte. Als allerdings die Wirtschaftskrise in den USA um sich griff, floh sie nach Frankreich. Dort lernte sie einen Aristokraten kennen und heiratete ihr kurz darauf auch. Mit ihm ging sie das erste mal nach Ägypten – und dort verliebte sie sich Hals über Kopf in das Land und seine Geschichte. Und da begann ein lebenslanges Studium der Geschichte, der Hieroglyphen und alter Schriften. Bis zu ihrem Tod mit 69 Jahren arbeitete sie an wissenschaftlichen Publikationen der Ägyptologie und erhielt zahlreiche Forschungsstipendien. 

Warum erzähle ich Dir diese Geschichte? Zum einen, weil ich Natacha Rambova und Old Hollywood wahnsinnig interessant finde, zum anderen weil sie eine wunderbare Mischung ist aus: 

  1. Starker Willen – Sie wurde schon früh an ein Internat geschickt, weil sie ihren Willen durchsetzen wollte. Das hatte sie auch nach New York und schließlich nach Hollywood gebracht
  2. Sie hat sich ausprobiert und dabei ihr Talent als Designerin und Kostümdesignerin entdeckt
  3. Sie hat Entscheidungen getroffen und ist Risiken eingegangen
  4. Sie gab ihr Leben nicht auf für einen Mann, sondern wusste was sie von ihrem Leben wollte – Selbstbestimmung. Hat sie es je bereut keine Kinder zu haben? Das weiß ich nicht. Aber sie hat es sicher nicht bedauert, dass sie ihren Weg gegangen ist. Mit Kindern wäre sie nie nach New York gegangen, nie nach Frankreich und nie nach Ägypten, was schließlich ihre lebenslange Liebe sein sollte. 
  5. Sie hatte keinen starren lebenslangen Plan. Sie wusste, wer sie war und ging mit dem Lauf des Lebens. Sie war flexibel und offen für Neues. Dadurch hatte sie ein wunderbares, buntes und aufregendes und wirklich einzigartiges Leben. 

Kann man das planen? Nein, kann man nicht. Niemals hätte man von der behüteten Tochter aus einer der angesehensten Familien aus Utah einen solchen Lebenslauf erwartet. Aber Rambova hat sich ihren Weg gebahnt mit Lebenslust, starkem Willen und einem starken Selbstbewusstsein. Sie war sich bewusst, was sie wollte, was gut für sie war.

Ich hoffe, ich konnte Dich inspirieren, mutige Schritte zu gehen, zu wissen, was gut für Dich ist und Dir zu überlegen, wer Du sein willst und genau das zu machen. Niemand kann Dich aufhalten. Du hast ein wunderbares, einzigartiges Leben – und das solltest Du nutzen, um all das zu tun und zu sein, was Du möchtest.