Jeder von uns hat schon mal Neid gespürt. Auf den Job, die Haare, die Figure, den Erfolg, den Mann, die Kinder, den Status, das Auto, den Schmuck, die Stimme, das Haus, den Kleiderschrank, den Schuhschrank oder die Familie einer anderen Frau. Und das war ein ganz und gar ungutes Gefühl, nicht wahr? 

Warum also soll Neid oder auch andere negative Emotionen wie zum Beispiel Eifersucht oder auch Angst etwas Positives sein? 

Fangen wir mal mit Neid an. Das Gefühl an sich, ist natürlich alles andere als schön, aber wenn wir genau hinhören und versuchen heraus zu finden, warum wir neidisch sind, kann Neid unser allerbester Kompass zu einem kompromisslos einzigartigen und erfüllten Leben werden. 

Denn prinzipiell ist Neid ein Zeichen für uns, dass da etwas ist, was wir wollen, ein Wunsch in uns drin. Denn wenn wir das nicht haben wollen würden, dann wären wir auch nicht neidisch. Aber was genau ist es, was wir beneiden? Ist es, dass die Frau mit den wunderschönen Haaren eine tolle Frisur hat und wir immer noch nicht wissen, was wir mit unseren Flusen machen sollen? Die andere, die so eine schlanke Figur hat? Wir erwarten, dass diese ein perfektes Leben ohne Probleme hat, aber hat sie das? Oder wollen wir so gesund sein? Oder denken wir, dass wir nur mit einem solchen Körper einen Mann anziehen können? Glauben wir, dass sie mehr Selbstbewusstsein hat? Was ist das grundlegende Gefühl, das wir beneiden, was sind die Umstände, die wir beneiden? 

Stelle die richtigen Fragen

Wir müssen also immer fragen: 

    • Was genau ist es, was wir beneiden bei einer anderen Person? 
    • Was genau denken wir über diese Person und das Attribut oder Objekt, um das wir sie beneiden? 
    • Aber sind unsere Schlussfolgerungen wirklich richtig?
    • Was wollen wir denn wirklich? 
    • Wie wäre unser Leben, wenn wir diesen Hinweis annähmen, ihn umsetzten und das negative Gefühl eliminieren und dankbar sind für den kleinen Schubser vom Universum? 

Dazu möchte ich eine Geschichte erzählen, um es euch etwas klarer darzustellen: 

Vor einiger Zeit schon hat mich eine Freundin angerufen und eine Voice Message hinterlassen, weil ich gerade nicht erreichbar war. Ich habe mich so irre gefreut, als ich ihren Namen sah und die Nachricht endlich abhören konnte. Aber, am Ende der Message, war ich schlecht gelaunt, hatte keinerlei Lust mehr auf irgendwas und fühlte mich wie der absolute Loser. 

Was war passiert? 

Ganz einfach: Neid. Ich war einfach nur neidisch. 

Und bestimmt bin ich nicht die einzige, der eine Freundin oder ein Freund oder auch nur eine Bekannte etwas ganz Wunderbares erzählt – und man kann sich einfach nicht recht freuen. Obwohl man der anderen Person WIRKLICH alles Gute auf der ganzen Welt wünscht. 

Was also hat mir meine Freundin erzählt?  

Nachdem wir sehr lange Zeit nicht mit einander gesprochen hatten, hat sie mir in dieser VoiceMessage die wichtigsten Änderungen und Ereignisse ihres Lebens dargestellt. 

Sie ist also aus ihrer einjährigen Elternzeit in den Job zurück gekehrt – und zwar mit 85% (also wirklich viel) und dazu noch in eine höhere Position als Teamleiterin. Ihr Mann war ebenfalls befördert worden und hatte jetzt sogar eine Stelle in einem anderen Land. Das bedeutete, dass sie nun in zwei wunderbaren Städten zwei wunderbare Wohnungen hatten. Und dann erzählte sie noch, welche Aktivitäten sie mit ihren beiden kleinen Kindern während der Wochenenden unternahmen und wie glücklich und zufrieden sie alle mit ihrem Leben sind. 

Ich war wirklich so glücklich für sie – sie ist eine der großartigsten Personen, die ich kenne und liebe sie von Herzen, genau wie ihren Mann, der ein Goldstück von Mensch ist. Die beiden sind ein unglaubliches Team und schaukeln das Leben gemeinsam durch alle Ups and Downs. 

Ganz ehrlich – vor ein paar Jahren hätte mich so eine Erzählung und so eine Gefühl von Neid umgehauen. Ich wäre einfach nur schlecht drauf und mit allem unglücklich gewesen. Aber, jetzt weiß ich wie ich Neid FÜR mich verwenden kann. Und vielleicht kann Dir dieser Prozess eben auch helfen. 

Zuallererst: Bevor ich in ein tiefes Loch falle, akzeptiere ich, dass ich neidisch bin und möchte mehr darüber wissen. Also lade ich sie auf eine sprichwörtliche Tasse Tee ein und habe mal einen kleinen ChitChat. 

Dann schau ich mir an, an welche Sätze ich mich noch genau erinnern kann. Oder wenn es keine Unterhaltung war, welche Bilder oder Eindrücke mir noch immer im Kopf sind. Nachdem ich den Monolog meiner Freundin noch immer im Kopf hatte, habe ich also die Sätze aufgeschrieben, die mir noch so genau im Kopf waren. Und diese waren: 

  • “Ganz viele neue Veränderungen hier – wo fange ich bloß an”
  • “Wir haben nun sogar eine wunderschöne Wohnung in dieser Stadt gemietet.”
  • “Wir sind so stolze Eltern und einfach glücklich und zufrieden”
  • “Wir arbeiten beide 85%, also eigentlich Vollzeit”
  • “Wir sind beide die Karriereleiter nach oben gestiegen” 

Und dann habe ich mir diese Sätze angeschaut und versucht den gemeinsamen Nenner zu finden. Was mich vor allem erstaunt hat: Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Unternehmen, in dem die beiden arbeiten, für mich absolut nicht interessant ist und war daher umso erstaunter, dass mir ihre Worte zu der Karriere der beiden so im Gedächtnis geblieben ist. 

Identifiziere die Muster dahinter

Und dann habe ich die dahinter liegenden Muster für mich erkannt: 

  1. Sehr viel in ihrem Leben hat sich geändert – und zwar im Guten: sie hatte eine neue Position mit neuen großen Herausforderungen auf die sie sich freute, eine neue Wohnung eine iner wunderbaren und aufregenden Stadt, sehr viel mehr Geld und endlich beide Kinder im Kindergarten. Gefühlt passierte in meinem Leben nichts Neues, nichts hatte sich groß verändert. Alles war immer same-same. 
  2. Sie arbeitete nun fast Vollzeit und war absolut glücklich. Ich arbeitete zu dem Zeitpunkt knapp 50%, verdiente gerade mal einen Bruchteil ihren Überfliegergehalts und hatte trotzdem gefühlt für nichts Zeit. Ich fühlte mich dumm, faul und absolut nutzlos. 
  3. Sie und ihr Mann genossen ihre Kinder. Obwohl ich meine Kinder unglaublich liebe, hatte ich manchmal das Gefühl erdrückt zu werden und war daher vermutlich nicht die beste Mutter der Welt. Also war ich natürlich drauf und dran mich als unfähige Mutter zu betiteln.
  4. Sie hatten ihren derzeitigen Weg gefunden, sie groovten, hatten Spaß, verwirklichten sich in ihrer Karriere und waren wundervolle Menschen. Ich fühlte mich verloren und hatte keine Ahnung wie ich da hinkommen sollte. 

So, denkst du jetzt sicher. Was machen wir jetzt mit dem Salat? 

  1. Ich musste etwas verändern. Ich war auf die vielen neuen Veränderungen neidisch, weil ich auch nach etwas Neuem, Aufregenden strebte. Das brachte mich dazu meine Malerei zum Verkauf anzubieten, Fotos mit der wunderbaren Nina Wellstein zu machen und meinen Podcast zu starten. 
  2. Bezüglich des Geldes. Ich war neidisch darauf gewesen, zu wenig zu verdienen und meinen tagtäglichen Einsatz nicht vergütet zu bekommen. Da bin ich natürlich auch zur Tat geschritten. Zudem machte ich mir bewusst, was mein Plan war, was mich glücklich machen würde, was für mich ein “erfolgreiches” Leben sein würde. War das ihr Leben? Nicht wirklich. Ich hatte doch einen ganz anderen Plan für mich. Und dieser Piekser des Neides hat mich daran erinnert, mich nicht mit anderen zu vergleichen, sondern immer wieder zu meinen Kernwerten und meinem eigenen Lebensplan zurück zu kehren. Dadurch hat sich meine Vision und mein Plan noch verfestigt. 
  3. Zudem brachte mich dieses Gespräch dazu wieder mehr darauf zu achten Qualität über Quantität zu setzen mit meinen Kindern. Wieder mehr präsent zu sein. Manchmal vergisst man es in der Hektik des Alltags, wie wichtig diese Momente sind. 
  4. Und vor allem – sie hatten ihren Weg gefunden. Das war es, was für mich am schwerste zu verdauen war. Und ich hatte mich verloren gefühlt. Wie also würde ich da wieder heraus kommen? Es gab so viel, was noch nicht so war wie ich es wollte? Das war es, was mich dazu gebracht hatte, noch mehr in mich zu gehen, noch mehr darüber heraus zu finden, wie ich mein Leben gestalten möchte. In welchen Orten ich noch leben möchte, was ich erleben möchte, welche Art von Arbeit ich machen möchte, welchen Beitrag zum Leben aller ich leisten möchte, wer ich sein möchte. Und es hat mich dazu gebracht, mehr über Quantenphysik und Manifestation zu lernen und über Flow. Und das hat mich dazu gebracht klar zu sagen, wo die Reise hingehen soll. Und ich bin mehr bei mir und meiner Reise angekommen. 

Geht das mit allen negativen Gefühlen? Ja, das geht mit allen negativen Gefühlen!

Eifersucht zum Beispiel. Warum ist man auf jemanden eifersüchtig? Weil man glaubt nicht gut genug zu sein. Warum? Man vergleich sich, man glaubt man verliert etwas. Man glaubt, dass man den anderen braucht. Es ist der Kontrollverlust. 

Oder Angst. Angst davor eine Chance zu ergreifen. Angst davor zu versagen. Angst davor seinen eigenen Ansprüchen nicht zu genügen. Welche Ansprüche hat man an sich? Was glaubt man zu verlieren?

Wenn man seine negativen Gefühle als hilfreiche Richtungsweiser sieht und nicht als etwas Schreckliches, was man unbedingt ändern muss. 

Vor allem, was immer hinter den negativen Gefühlen steckt: Ein Gefühl nicht gut genug zu sein. Ganz am Ende läuft es doch meistens darauf hinaus: Man fühlt sich nicht gut genug, weniger als. 

Wenn Du also erstmal verhindern möchtest, negative Gefühle hervorzurufen, gibt es einen wunderbar einfachen Tipp für Dich: 

  1. Vergleiche Dich nicht. 
  2. Sei Dir Deiner Werte, Deiner Grundwerte im Leben sicher und sei weniger darauf aus einen Plan abzuarbeiten, Meilensteine abzuhaken, die die Gesellschaft vorgibt, sondern darauf Deine innersten Werte zu lieben und zu leben. Deine Familie, Deine Unabhängigkeit, Nähe, Gemeinschaft, Kreativität, Rationalität – was auch immer es sei.